Dienstag, 31. Mai 2011

der letzte Akt....

Kritik am Zins ist gleichbedeutend mit Kritik am Finanzsystem. Letztes löst bei manchen dann oft reflexartige Reaktionen aus, wobei das Totschlagargument Antisemitismus nicht lange auf sich warten lässt. Dass dieser Vorwurf ins Leere zielt, zeigt das Beispiel der Hyperinflation in Israel in den 80er Jahren. Das ausser Kontrolle geratene Finanzsystem stürzte die Gesellschaft in eine Krise, die meisten israelischen Bürger verloren ihre gesamten Lebensersparnisse.




Nochmals: Unser Geldsystem, das die Kettenreaktion von Innovation, Wachstum und Fortschritt in Gang hält,  basiert einzig und ausschliesslich auf dem Vertrauen in die zukünftige Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, die Schulden zu bedienen. Es ist aber ausgeschlossen, dass die Schulden jemals zurückgezahlt werden können, da sie sich bereits zu sehr von der realen Welt entkoppelt haben. Aber selbst nur um Zinsen und Zinseszinsen auf bestehende Schulden leisten zu können, ist fortgesetztes Wirtschaftswachstum erforderlich. Ein Einbruch des Wirtschaftswachstum würde dazu führen, dass aus Angst vor Kreditverlusten nicht mehr genügend Finanzkapital bereit gestellt würde, um das dafür notwendig gewordene zukünftige Wachstum zu finanzieren. Ein Vertrauensverlust führt dann dazu, dass das Kreditwachstum zum Erliegen kommt. Die Kreditpyramide oder das Schneeballsystem kollabiert. Im Jahr 2008 konnte man beobachten was passiert, wenn das Vertrauen im Finanzsystem verloren geht. Die Banken trauten sich untereinander nicht über den Weg und traten zudem aus Angst vor Verlusten in ihrem Kreditgeschäft auf die Kreditvergabebremse. Die Umflaufgeschwindigkeit des Geldes fiel dadurch rasant und zwangen die Notenbanken einzuspringen. Die Rückzahlung von Schulden führt nämlich dazu, dass weniger ausgegeben werden kann und das Sozialprodukt sinkt. Das Sozialprodukte wurde durch das viele Geld befeuert und Kapazitäten aufgebläht. Wird gespart, geht die Nachfrage zurück und die Kapazitäten sind unausgelastet. Der begonnen Vertrauensverlust in das System war allerdings so nachhaltig, dass sich durch staatliche Eingriffe (Bankenverstaatlichung, Konjunkturprogramme) sowie Gelddrucken seitens Notenbanken über Anleiheaufkäufe die begonnenen Kreditkontraktion nicht aufhalten lässt – Im Gegenteil, die Massnahmen der Notenbanken beschleunigen den Vertrauensverlust weiter, wie man an der Entwicklung des Goldpreises ablesen kann (Gold hat eine jahrtausendlange Tradition, als Geld angenommen zu werden. Bei Gold gibt es kein Kreditrisiko, deswegen zahlt Gold auch keine Zinsen). Diese Massnahmen der Notenbanken sind nämlich keine Neuerung, sie wurden beispielsweise bereits von der Deutschen Reichsbank im Jahr 1923 erfolglos angewandt.
Der Schuldenabbau ist wie gezeigt immer ein deflationärer Prozess, solange man nicht bereit ist, Schulden zu erlassen und damit Kapital zu vernichten. In der Deflation lösen Unternehmen das Kostenproblem mit dem Instrument der Massenentlassungen. Die Notenbanken haben daher keine andere Option, als das quantitative Easing auszuweiten. Damit treten sie in die Falle von Deflation und Hyperinflation: Die Deflation verlangsamt den Geldumlauf in der Wirtschaft, weil die Menschen Geld ausserhalb des Bankensystems horten um für die unsichere Zukunft vorzusorgen. Bevorzugt werden Banknoten in hohen Einheiten (z.B. 500 Euro Geldscheine) oder kurzlaufende Staatsanleihen (Indiz: kurzfristige Zinsen fallen stark aufgrund der erhöhten Nachfrage). Die Verlangsamung des Geldumlaufes ("der Rubel rollt nicht mehr") und der destruktive Effekt durch den Abbau der Verschuldung zwingen die Regierungen dazu, enorme Summen an Geld zu kreieren, um Preise und damit die Wirtschaft vor dem Kollaps zu schützen. Da aber die Menschen Bargeld horten (das bevorzugte Transaktionsmedium) und die Banken die ihnen von der Zentralbank zur Verfügung gestellte Liquidität aus Angst vor möglichen Ausfällen nicht weitergeben, kommt das Geld nicht in der Realwirtschaft an. Die Politik übt dann Druck auf die Zentralbanken aus, noch mehr Geld zu drucken. Dieses Horten von Bargeld funktioniert wie ein Damm, der die enormen neu geschaffenen Geldmengen davon abhält, die Preise zum Explodieren zu bringen. Deflation schwächt die Wirtschaft zunehmend bis es zu einem Vertrauensverlust in weiten Bevölkerungskreisen kommt. Die Zweifel an der Solvenz der Staaten werden dann die Geldumlaufgeschwindigkeit erhöhen. An dieser Stelle verlieren die Bürger das Vertrauen in ihre Währung komplett, was den Übergang zur Hyperinflation einleitet: Plötzlich bricht der Damm und das gehortete Geld wird auf den Markt geworfen, um damit knappe Sachwerte (z.B. Land, Rohstoffe, Werkzeuge, produktive Mittel etc.) zu kaufen. Da aber weniger reale Güter als Finanzwerte existieren, steigt der Preis (nicht der Wert) der realen Werte explosionsartig. Gleichzeitig implodiert die Kaufkraft des Geldes: Hyperinflation. Die Bereinigungen einer solcher unhaltbar gewordenen Situation vollziehen sich mit der gleichen Geschwindigkeit, wie im Beispiel der Infektionsparasiten, die zu wenig Wirte vorfinden und sich im Todeskampf um die verbliebenen wenigen Wirte gegenseitig umbringen. Vergleiche dazu die Grafik zu den Hyperinflationen der letzten 100 Jahre.
Finanzwerte beschreiben Forderungs- und Eigentumsrechte, die innerhalb unserer Gesellschaft als nicht in Frage gestellt werden können. Geschriebene und ungeschriebene Gesetze, Verhaltensweisen, Moral sind nämlich die Basis für das, was die gesellschaftliche Ordnung aufrechterhält. Kapitalvernichtung, wie sie etwa am Beispiel der Jubeljahre in der Bibel beschrieben wird, ist also mit unserer Rechtsauffassung nicht vereinbar. Unsere Institutionen sind ideologisch gewachsen und deswegen so ausgerichtet, dass sie den Schuldenausweitungsprozess weiter in Gang halten. ØBernanke fordert USA auf, mehr Schulden zu machen Und genau das ist auch der Grund, warum die Krisen in solchen Wirtschaftssysteme so vorhersehbar ablaufen. Man braucht Sozialkapital, um das Rechtssystem aufzubauen und in Gang zu halten. Aber das Rechtssystem kann nicht mehr eine sozialverträgliche Gesamtlösung für das System erreichen. Wenn das Rechtsystem sich nicht anpasst (was unwahrscheinlich ist), muss sich zwangsläufig das Sozialkapital anpassen.

3. Der gesellschaftliche Kollaps


Das unerbittliche Auspressen der realwirtschaftlichen Zitrone führt dazu, dass es immer mehr Verlierer im System gibt, die kein Interesse am Aufrechterhalten genau dieses Systems mehr haben. 
In unserem Wirtschaftssystem löst die Androhung von Entlassung bei vielen Menschen seit der Änderung der Sozialgesetze in Deutschland (Stichwort Hartz-IV) erhebliche psychologische Wirkungen aus.  Früher konnte der arbeitswillige Betroffene nach einer Kündigung immerhin noch am nächsten Fabriktor anklopfen, heute entsteht die Angst vor dem sozialen Abstieg unter anderem auch deswegen, weil einfach viele Fabriken längst nicht mehr im Land existieren, sondern ins "billigere" Ausland verlagert wurden.  Der Mensch denkt dann, dass er nur noch sein Humankapital für die Produktion liefert, wie die Zitrone für den Saft. Wenn der Mensch dieses Gefühl der Ohnmacht bekommt, weil ihm deutlich gemacht wird, dass er wie eine Mücke zerdrückt werden kann, dann hinterlässt das Spuren in seiner Persönlichkeit.

Wissenschaftler haben die Rolle von Angst bei Persönlichkeitsveränderungen ausführlich am Beispiel totalitärer Systemen untersuchen können und sind zum Schluss gekommen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen beiden gibt. Fest steht, dass sozialdemografische Indikatoren auf einen grundlegenden Wandel sozialer Beziehungen bei uns verweisen, wie nachfolgende Tabelle zeigt.


Indikator für Verlust an Sozialkapital / Gemeinsinn
Beispiel für das Gause-Prinzip in unserer Gesellschaft
Tendenz
Familiärer Zerfall
Scheidungsraten, familiäre Gewalt
Steigend
Hohe Vereinzelungsrate
Ein-Personenhaushalte, Singles / Ü30,Ü40-Parties
Steigend
Hohe Bindungslosigkeit
Austritte aus Kirchen, Gewerkschaften, Vereinen etc.
Steigend
Nichtbeachten von Regeln
Jungendkriminalität, Zunahme von Gewaltdelikten
Steigend
Loyalität gegenüber dem System
Wahlbeteiligung, Korruption im kleinen, Steuer/Versicherungsbetrug
Steigend
Psychische Erkrankungen
Burn-outs, Angst vor dem sozialen Abstieg,
Steigend
Vertrauensverlust
Korruption bei der Elite, Neiddebatten
Steigend
Weitergabe des Drucks auf andere in der Gesellschaft durch Diskriminierung
„Die teuren Beamtenpensionen“, „die faulen Arbeitslosen“, „Die Rentnerdemokratie“, „die subventionierten Bauern“…
Steigend
etc. etc. etc.


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